Personalkürzungen erschweren Vermittlung von älteren und Langzeit-Jobsuchenden, besagt eine Wifo-Studie.
Wien befürchtet negative Folgen durch das jüngst beschlossene Budget des Arbeitsmarktservices, das 2019 1,25 Mrd. statt heuer 1,4 Mrd. Euro vorsieht. Durch den angekündigten Personalabbau werde sich der Betreuungsschlüssel verschlechtern. Damit werden vor allem Langzeitarbeitslose und ältere Menschen noch schwerer einen Job finden, prophezeit man im Büro von Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Als Basis für die düstere Prophezeiung dient eine Wifo-Studie, die das AMS schon vor geraumer Zeit in Auftrag gegeben hat. Ziel dabei war es herauszufinden, ob bzw. welchen Einfluss der Betreuungsschlüssel – also das Verhältnis zwischen AMS-Kunden und Betreuer – auf die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit hat.
Dazu wurden 2015 und 2016 Pilotprojekte in Linz und Wien durchgeführt. Bei einzelnen sogenannten Regionalgeschäftsstellen wurde das Personal für einen bestimmten Zeitraum aufgestockt, um die Auswirkungen messen zu können. Die Studie liegt der APA vor.
Mehr Betreuung, schneller Arbeit
Konkret wurde beim Standort Wien/Esteplatz die Mitarbeiterzahl so angehoben, dass nun ein Mitarbeiter statt vorher 250 nun 100 Arbeitslose und Schulungsteilnehmer betreute. Das Ergebnis des Tests: Die bessere Relation wirkte sich bei jungen Menschen zwar so gut wie gar nicht, sehr wohl aber älteren und Langzeitarbeitslosen positiv aus.
In der Studie ist von „einer relativ starken Intensivierung der Betreuung und Erhöhung der Abgangsrate aus Arbeitslosigkeit“ die Rede. Sprich: Die Betroffenen fanden schneller wieder eine Arbeit.
Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres wieder einen Job zu finden, stieg um bis zu 15 Prozent. Der Zeitraum ohne Job verkürzte sich um durchschnittlich 28 Tage, die Bezugsdauer von AMS-Leistungen (z.B.: Arbeitslosengeld) ging um 25 Tage zurück. Das bedeute Einsparungen von 604 bis 634 Euro pro „Geschäftsfall“, rechnet das Wifo vor.
Neues Personal
Berücksichtigt man die Mehrkosten für das zusätzliche Personal, bleibe für den Wiener Teststandort aber immer noch ein positiver Saldo von 484 Euro pro Fall übrig. Zum Vergleich: Im Linzer Pilotprojekt waren es 261 Euro, die sich die öffentliche Hand unterm Strich ersparte.
Die Stadt Wien schließt daraus, dass der Bund den Personalabbau – bis Ende 2020 sollen 200 Vollzeitäquivalente wegfallen, dazu kommen noch 1.200 Trainer und Sprachlehrer – stoppen und sogar Personal neu aufnehmen müsse, wie es in einem Papier gegenüber der APA heißt. Denn: „Studien beweisen, dass ein besserer Betreuungsschlüssel die Vermittlungsquote deutlich verbessert.“ Dadurch werde auch noch Geld gespart.
Gefordert wird außerdem ein „Job-Gipfel“ für Wien. Dieser sei notwendig, „um die konkrete Umsetzung und deren Auswirkungen gemeinsam zu diskutieren, und nicht eine Husch-Pfusch-Lösung durchzudrücken auf dem Rücken der Beteiligten“, formuliert man im Hacker-Büro.
Quelle: https://kurier.at